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Travia-Vademecum (PDF) als Download kaufen €7,99
Publisher: Ulisses Spiele
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von Roger L. [Verifizierter Käufer] Hinzugefügt am: 03/28/2016 13:36:18

Dieser biblische Spruch lässt sich hervorragend auf das im Dezember erschienene Travia-Vademecum übertragen. Für die unkundigen Leser, die mit dem Pantheon der Zwölfgötter nicht vertraut sind, will ich aber zunächst einen Einblick in das Schalten und Walten der göttlichen Mutter Travia liefern.

Die Gütige oder Heilige Mutter, die Strenge und Gütige, die Allzeit Treue oder Schützerin der Schwüre, wie Travia auch genannt wird, ist im Glauben der Zwölfgötter die Göttin der Gastfreundschaft, der Familie und Ehe.

Ihre Priesterschaft predigt von der Wichtigkeit von Heim und Herd, überwacht das Erbrecht des Adels oder spricht seinen Segen über die Gelöbnisse der ehelichen Bande. Wer einen Eid schwört, der tut dies meistens vor Travia und Hilfsbereitschaft wird unter den Anhängern der Göttin ebenso großgeschrieben wie Treue, Demut, Milde und Mitleid.

In vielen Dörfern und Städten finden sich nicht nur Schreine, sondern auch Tempelbauten zu Ehren der Göttin, die den Armen und Heimatlosen ebenso wie den Pilgern und Reisenden Zuflucht und Gaststätte bieten. Doch ist der Dienst im Namen der Göttin stets ein Geben und Nehmen. Wer Gastfreundschaft beansprucht, der muss auch bereit sein für diese zu geben.

In den Travia verehrenden Ländern gibt es verschiedenen Orden, die sich um den Einhalt der göttlichen Gesetze kümmern. Die Bekanntesten sind der Orden der Badilakaner, die sich der Bekämpfung von Unmoral und der Sättigung der Hungernden verschrieben hat und der Dreischwesterorden, welcher sich um das Wohlergehen der Menschen und Ländereien sorgt, die von den Heptarchen geschändet wurden.

Inhalt

Das Travia-Vademecum gliedert sich in – ketzerische – dreizehn Kapitel. Diese befassen sich mit Themen wie Gebeten, Liedern und Chorälen zu Ehren der Göttin, Ritualen und liturgischem Wirken im Namen Travias, der Geschichte und dem strukturellen Aufbau der Traviakirche sowie Heiligen, Artefakten, Orden und Gemeinschaften der Kirche. Den Abschluss bilden Kapitel zur Spielbarkeit eines Traviageweihten.

Auch dieses Vademecum, welches als zwölftes den Kreis des Zwölfgötterpantheons schließt, ist als Ingame-Spielhilfe gedacht und soll die Gebote und Werte der Kirche aus Sicht der Geweihten vermitteln. Im Vorwort weisen David Lukaßen und Anni Dürr darauf hin: „Das Travia-Vademecum möchte Ihnen Anreize geben, wie Sie den Glauben an die Göttin und ihre Gläubigen darstellen und im Spiel erleben können.

Gebete und Lieder

In den ersten zwei Kapiteln findet der Leser einige Gebete, Lieder und Choräle, mit denen am Spieltisch die Lebendigkeit des Traviaglaubens praktisch umgesetzt werden kann. Ob ein Dankgebet zur Morgenstunde, Rast oder Heimkehr, für jeden ist etwas dabei. Und auch die Lieder reichen vom feierlichen Choral bis zum Zunftgesang der Bäcker. Einzig die Tatsache, dass die Lieder auf etwas einfallslosem (deutschem) Liedgut fußen, wie etwa „Alle meine Entlein“, gibt einen faden Beigeschmack.

Liturgien, Göttinnendienste und Rituale

Ausführlich beschreibt das dritte Kapitel das Wirken im Namen der göttlichen Mutter. Stoßgebete werden ebenso beschrieben wie Liturgien rund um Haus und Heim. Das Werk geht detailliert auf den „Speisesegen“ ein, mit welchem nicht nur von Fäulnis befallenes Essen, sondern auch „wahrlich Verdorbenes und Giftiges“ essbar gemacht werden kann. Auch die Segnung des „Hausfriedens“ wird beschrieben, denn was wäre der Mensch ohne ein friedliebendes Heim? Um aber den Weg nach zu diesem Heim stets wiederzufinden, bedarf es der „Segnung des Heimsteins“ und wer auf sich auf Reisen befindet, erfreut sich an einem „Reisesegen“, der vor Gefahren und Unbill schützen soll.

Auf 21 Seiten ist im vierten Kapitel genauestens beschrieben, wie die heiligsten Rituale der Travia durchgeführt werden. Dabei werden die Beschreibungen durch viele inneraventurische Texte ergänzt und besonders viel Wert auf die verschiedenen Eigenheiten lokaler Traditionen gelegt. Eine positive Eigenschaft, die sich über das gesamte Werk erstreckt und zeigt, dass die Traviakirche eine sehr menschennahe Kirche ist, die auf lokale Traditionen Rücksicht nimmt, wenn diese mit den Lehren und Werten der Kirche übereinstimmen.

Zu den heiligsten Ritualen gehören neben dem „Traviabund“ auch die „Weihe einer Heimstatt“ sowie das Segnen von Schwüren und Eiden und das Abnehmen der Buße. Besonders die Badilakaner, die sich der Mildtätigkeit und Barmherzigkeit verschrieben haben, „Speisen die Armen“ oder sammeln Almosen für die Bedürftigen.

Das vierte Kapitel beschreibt aber auch die hohen Feiertage, die im Namen der Göttin begangen werden und die Opfer, die sie von ihren Gläubigen verlangt. Gehorsam und Demut ihrer Diener sind dabei Grundeigenschaften, welche die strenge Göttin voraussetzt.

Travia und ihre Familie

Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Göttin selbst und den ihr zugeordneten Aspekten. Wie oben bereits beschrieben, ist die Heilige Mutter eine gnädige Göttin, die Milde, Freundschaft und Treue lobpreist, aber immer wieder wird im Vademecum auch darauf hingewiesen, dass sie, einer Mutter gleich, eine strenge Göttin ist, die Respekt und Demut fordert. Nur wer reumütig Buße tut, wird von ihr auch Barmherzigkeit und Gnade erfahren. Führsorglich kümmert sie sich um ihre Kinder wie der Hirte, der die Gänseschar umsorgt.

Begleitet wird die Göttin in ihrem Tun von Yalsicor, dem Drachen der Freundschaft, dem friedfertigsten der sechs Hohen Drachen, der einst den Zwist zwischen seinen Brüdern schlichtete. In ihrem Gefolge, welches von den Aventuriern als Travias Familie bezeichnet wird, findet sich auch Domara, welche über das Heim wacht und deren Zeichen die Gänsefeder ist. In vielen Tavernen Aventuriens wird der Reisende eine Statuette oder ein Bildnis des Tamano vorfinden, welcher als Alveranier überall dort verehrt wird, wo Gastfreundschaft wichtig ist.

Auch in diesem Kapitel wird viel Wert darauf gelegt, die Gemeinschaft der Traviakirche als menschennahe Gemeinschaft mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen und lokalen Bräuchen und Traditionen darzustellen.

Die Traviakirche

Die Kapitel sechs bis acht stellen die Prinzipien und Werte der Kirchengemeinschaft ebenso in den Vordergrund wie die Geschichte und den strukturellen Aufbau der Kirche.

Die bereits erwähnten Aspekte, die der Göttin zugeschrieben werden, sind in spielerfreundlichen Texten ausführlich beschrieben und geben erneut einen guten Einblick auf das Wirken der Göttin auf Dere. Im Vordergrund steht dabei nicht die rituelle Durchführung von Zeremonien und religiösen Handlungen, sondern viel mehr der Umgang mit den Werten und Prinzipien, welche die Kirche vertritt. In einem einleitenden Satz wird erneut darauf hingewiesen, dass die Anhänger der Göttin stets Vorbild sein sollen in Wort und Tat, aber auch, dass sie stets die nötige Härte und Strenge zeigen sollen, wo Travias Werte missachtet werden.

Zu den Werten der Kirche gehören insbesondere „Gastfreundschaft und Herdfrieden“, „Tempelasyl“, „Mäßigung und Wahrung von Sitte und Anstand“ sowie „Milde und Barmherzigkeit“. In der gesamten Publikation wird deutlich gemacht, dass die Kirche der Travia keine unfehlbare Kirche ist, aber dass Vergebung nur dem ehrlichen Büßer vorbehalten ist.

Über die „Pilgerfahrt“, üblicherweise nach Rommilys, wird in den Kapiteln ebenso berichtet wie über „Travias Herberge“, in der man im Jenseits alte Freunde und Verwandte wiedertreffen wird.

Wie wichtig Travia nicht nur für das schließen eines Ehebundes, sondern auch für das Erbrecht ist, wird in einem Abschnitt über „Adoption“ erwähnt und wie unterschiedlich der Göttin gehuldigt wird spiegelt sich in einem Textabschnitt über die verschiedenen „Zeichen der Göttin“ wider. Während die Pflanze Fingerhut und der blaue Edelstein Saphir noch als häufige Zeichen gedeutet werden, so ist zum Beispiel der Kürbis eher ein Symbol des südlichen Kontinents.

Dass es sich bei der Verehrung Travias um eine der ältesten Glaubensausrichtungen handelt, steht außer Frage. Belegt wird dies durch die Aufzeichnung aus der aventurischen Geschichte, die berichtet, dass der Glaube bereits von den Güldenländern nach Aventurien mitgebracht wurde. Und auch die Vorfahren der Thorwaler, die Hjaldinger, sollen aus ihrer Heimat die Verehrung der Gyldara Dravina über das Meer der Sieben Winde getragen haben. Neben dem Mittelreich ist deshalb auch in Thorwal der Glaube an die Göttin besonders stark ausgeprägt.

Durch die Zeitalter und verschiedenen Kriege hindurch, hat sich die Kirche mit ihrer familiären Hierarchie gut erhalten und in vielen Orten kommt ihr noch heute eine hohe Bedeutung zu. Welche Klöster und Tempel besondere Verehrung genießen und welche kulturellen Unterschiede die Kirche in sich vereint, wird im achten Kapitel besonders anschaulich dargestellt. Wie unterschiedlich die Kulturen auch sein mögen, in den meisten Fällen sind Treue und Heim(at) die verbindenden Grundsteine der Gesellschaft und machen damit die Travia-Kirche allgegenwärtig – und sei es nur in ihrer Aufgabe der Missionierung. Mit den „Wildgänsen“ wird sogar die Möglichkeit geschaffen, vom Prinzip der „Sesshaftigkeit“ abzuweichen, da diese ihren Weg in der Missionierung des fahrenden Volkes sehen. Ob dies ein Entgegenkommen der Redaktion an die Spieler ist, damit diese nicht beständig versuchen ihre Reisegefährten zur Heimkehr zu bewegen, wird ein Geheimnis der Götter bleiben. Die Begründung, welche die Worte des Heiligen Badilak liefern sind allerdings gut argumentiert: „Kommen die Menschen nicht zu uns, so ist es an uns, Travias Wort zu ihnen zu tragen.“

Heilige, Artefakte und Orden

Über Artefakte, Heilige und Orden der Mutter Travia kann man im neunten und zehnten Kapitel nachlesen. Neben Badilak, der in diesem Artikel nun schon häufiger genannt wurde, werden auch Personen wie Sankt Travinian oder Yulag-Horas vorgestellt. Ersterer war ein mitleidloser und selbstsüchtiger Sünder, den Travia strafte und welcher erst durch Selbsterkenntnis und Buße die Gnade der Göttin erhielt. Yulag-Horas hingegen, war der Göttin sehr zugetan und veranlasste, dass in jeder neugegründeten Stadt ein Traviatempel stehen solle.

Genauso interessant wie die inneraventurischen Texte zu den Lokalheiligen wie beispielsweise dem „wackeren Ohm“, lesen sich auch die Beschreibungen der verschiedenen Artefakte. Während der „Heilige Kessel“ den meisten wohl als unendliche Quelle von Speisen, aus einigen Abenteuern bekannt sein dürfte, ist die „Chronik der traviagefälligen Abstammung“ ein eher selten erwähntes Artefakt der Kirche.

Der bereits erwähnte Orden der Badilakaner und der Dreischwesterorden, welcher den Glauben an Travia, Peraine und Tsa vereint, sind nur zwei von vielen Orden, die traviagefällig in Aventurien handeln. Einen wichtigen Platz nehmen auch die Orden anderer Zwölfgöttergläubigen ein, wie etwa die „Efferdbrüder“, welche sich um das Wohl der Seeleute sorgen oder die borongefälligen „Noioniten“, die sich dem Seelenheil verschrieben haben.

Im zehnten Kapitel ist zudem auch die Rede vom „Bund zum Schutze von Heim und Herdfeuer zur Mahnung an die Blutnacht von Rommilys“, welcher ebenso wie die Traviamark bereits wieder aufgelöst wurde. Mit dem „Bund der Gänseritter“, wie diese Gemeinschaft auch genannt wurde, wird im Vademecum erneut darauf hingewiesen, dass die Travia-Kirche nicht unfehlbar ist.

Traviageweihte im Spiel

Das elfte Kapitel befasst sich mit der Ausgestaltung eines Traviageweihten als Spieler- oder Nichtspieler-Charakter. Hierbei werden besonders gut die verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten hervorgehoben und die Möglichkeiten zur Integration eines solchen Helden in eine Spielergruppe. Ebenso dem Spielleiter, wie den Spielern zweckdienlich sind die Beschreibungen der verschiedenen Strömungen innerhalb der Travia-Kirche. So sind die Spielmöglichkeiten vielfältig und für den kampfliebenden Spieler lässt sich mit dem „Gänseritter“ ebenso etwas finden, wie für die Bevorzugung eines Gelehrten, beispielsweise in Form des klassischen „Dorfgeweihten“. Das Kapitel geht überdies explizit auf kulturelle Besonderheiten der Kirche und den Umgang mit Andersgläubigen und die Mission ein.

Gans zum Schluss

Die letzten Kapitel sind schnell zusammengefasst. Das zwölfte behandelt die „Endnoten“ und weist somit auf das verwendete Liedgut hin, welches die Grundlage der Lieder und Choräle in Kapitel zwei bildet. Das dreizehnte Kapitel enthält lediglich Vakatseiten, leere Seiten für eigene Notizen, wie sie auch an andere Stelle im Vademecum bereits zu finden sind.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für ein stimmiges Buch wie dieses ist eine milde Gabe von 14,95 EUR durchaus angemessen. Der Leser erhält neben dem Dank des Verkäufers auch ein informatives Werk mit allem notwendigen Inhalt zum Ausgestalten einer Traviageweihten.

Erscheinungsbild

Das Vademecum rundet die Reihe der 12 aventurischen Gebetsbücher mit seinem traviagefälligen, orangenen Leder-Look hervorragend ab. Den Einband prägt das Symbol der Gans über dem Herdfeuer, wie es als Wassereichen auch im Inneren des Buches und als Kopfzeile zu finden ist. Innenillustratorin Diana Rahfoth trägt maßgeblich durch ihre ansehnlichen Abbildungen zum authentischen Flair des Breviers bei. Lediglich die geringe Schriftgröße und das eher perainegefällige Blätterwerk, welches die unteren Seitenecken ziert, trüben ein wenig die heimelige Atmosphäre.

Bonus/Downloadcontent

Es ist kein Bonus oder Downloadcontent enthalten.

Fazit – Gans gut gelungen!

Das zwölfte und vorerst letzte Vademecum ist rundum gut gelungen. Inhaltlich liefert es viele interessante Informationen rund um den Glauben an die Göttin Travia und bietet somit, was die Autoren bereits im Vorwort versprechen – die Lebendigkeit und Vielschichtigkeit des Traviaglaubens wird an den Spieltisch gebracht! Für Spieler und Spielleiter gleichermaßen sind inneraventurische Texte und Beschreibungen zur Ausgestaltung für Traviageweihte vorhanden und die verschiendenen Ausrichtungen der Kirche bringen für jeden Spieltyp eine Variante mit.

Egal ob Gänseritter, Almosen eintreibender Badilakaner oder Spätberufener Hügelzwerg, in Travias Gemeinschaft haben alle ihren Platz. Das Travia-Vademecum ist mit seinen hilfreichen Darstellungen solcher Spielvarianten und den detaillierten Beschreibungen zu Prinzipien, Werten, Ritualen und Liturgien eine Bereicherung der Spielwelt. Spielern und Spielleitern sei daher ans Herz gelegt, ihr Heim ebenfalls mit diesem Werk zu bereichern.



Wertung:
[5 von 5 Sternen!]
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