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Granden, Gaukler und Gelehrte (PDF) als Download kaufen €16,99
Publisher: Ulisses Spiele
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von Roger L. [Häufiger Rezensent] Hinzugefügt am: 08/23/2014 01:08:40

Jeder kennt sie, doch kaum jemand macht sich viele Gedanken um sie: die Meisterpersonen. Egal ob als Antagonisten, Auftraggeber oder Verbündete, Ulisses hat ihnen eine eigene Reihe gewidmet. Wie sich die Mischung aus Bildband, Kurzgeschichtensammlung und Abenteuerbaukasten schlägt, zeigt unser Test.

Rezension: DSA – Granden, Gaukler und Gelehrte

Ein Mangel an Quellenmaterial herrscht bei DSA nun wirklich nicht. So unterteilen sich die Publikationen in verschiedenen Reihen, die alle unterschiedliche Schwerpunkte haben und durch die Farbe des Buchrückens unterscheidbar sind. Den Kern bildet hierbei die rote Reihe, fallen doch sämtliche Regelbücher in diese Kategorie. Die Bücher der grünen Reihe sind die sogenannten Regionalbände, in denen Land und Leute einer bestimmten Region beschrieben werden. Bände der blauen Reihe setzen sich mit bestimmten Gruppierungen, Themengebieten wie der Seefahrt oder den Akademien Aventuriens auseinander. Hinzu kommen noch die Vademeci, kleine Büchlein, in denen jeweils eine Gottheit samt Ritus und Geweihten näher beschrieben wird. Was will nun also die purpurne Linie, aus der das vorliegende Buch stammt und die auch als Deluxe-Linie bekannt ist?

In erster Linie etwas Edles und Besonderes sein! Die Publikationen dieser Reihe sind durchgängig vollfarbig gestaltet und mit vielen, großen Illustrationen geschmückt. Der erste Band namens Krieger, Krämer und Kultisten wurde gar mit dem „RPC Fantasy Award 2012“ ausgezeichnet. Der vorliegende Band ist der direkte Nachfolger, dementsprechend hoch waren also meine Erwartungen.

Inhalt

Um es gleich vorwegzunehmen: Granden, Gaukler und Gelehrte ist kein Quellenbuch im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Mischung aus einer Spielhilfe, einem Artbook und einer Kurzgeschichtensammlung. Es wird also zum Spielen nicht wirklich benötigt, ist aber meiner Meinung durchaus ein schönes Produkt. Mit diesem Buch – und den anderen der purpurnen Reihe – verhält es sich wie mit einem Sportwagen: Braucht eigentlich kein Mensch, es ist aber trotzdem schön, wenn man einen hat.

Die Archetypen: Vom Bauern bis zum Potentaten

Es werden 64 archetypische Meisterfiguren aus dem Süden Aventuriens vorgestellt, also aus dem lieblichen Feld, Meridiana, Maraskan, den Tulamidenlanden, Maraskan und von den Zyklopeninseln. Dabei wird jede Figur auf drei Seiten dargestellt, und zwar immer nach dem gleichen Schema: Einer einleitenden Kurzgeschichte und einem großen Bild des Charakters, gefolgt von einem Kasten mit den Spielwerten und einigen Details. Darunter fallen eine Namensliste, das Konfliktverhalten, Hinweise zur Darstellung am Spieltisch und zwei passende Abenteuervorschläge. Abgerundet wir das Ganze durch einen Kasten mit Diensten, die der NSC für gewöhnlich anbietet und einem zweiten Kasten, der zwar interessante, aber meist ziemlich belanglose Zusatzinformationen liefert.

Die Auswahl der Archetypen ist meiner Meinung nach gut gelungen und bietet einen schönen Überblick über die Kulturen im Süden Aventuriens. Hier sind sowohl typische Figuren vertreten wie zum Beispiel die horasische Schwertgesellin oder der tulamidische Potentat, aber auch Figuren an die man normalerweise eher nicht denkt, wie zum Beispiel den Lanisto, einen Gladiatorenausbilder. Gerade hier sehe ich die hauptsächliche Stärke dieses Buches: Auch etwas untypischere Archetypen können spannende und abwechslungsreiche Aufhänger und Gefährten für Abenteuer sein, wenn man sich nur traut sie einzusetzen.

Von Helden und Schurken ...

Die Kurzgeschichten zu jedem NSC sind ein Hauptbestandteil des Buches und nehmen insgesamt auch fast die Hälfte davon ein. Literarische Meisterleistungen sollte man hier zwar nicht erwarten, die Texte sind aber solide und unterhaltsam geschrieben und untermalen die Charakterbeschreibung meist atmosphärisch passend. Ich bin ein großer Fan solcher Beschreibungen in Form einer Kurzgeschichte, auch wenn ich weiß, dass es nicht jedermanns Sache ist.

Die eingestreuten Zitate sind meistens passend und stimmig, auch wenn sie stellenweise unfreiwillig komisch werden. Mein Liebling ist hierbei folgendes Zitat der Avesgeweihten: „Wir haben zwar keine Flügel, aber wir haben Füße!“ Auch wenn dieser Satz im richtigen Kontext vielleicht sinnvoll ist, hat er mir als Zitat eher ein „Nein! Echt jetzt, Sherlock?“ entlockt, als zur Atmosphäre beizutragen.

… und dem ganzen Rest

Die Wertekästen enthalten alles, was man spieltechnisch über die entsprechende Figur wissen muss. Die Generierung erfolgte nicht ohne Plan, sondern nach Wege der Helden auf Basis von 110 GP, also nach dem Standard, nach dem auch die meisten Helden erschaffen werden. Allerdings findet sich in der Einleitung der Hinweis, dass es sich hierbei mitnichten um Helden handeln soll, sondern um ganz normale Aventurier. Der Standard ist hierbei ein unerfahrener Archetyp, nachfolgend sind die veränderten Werte aufgeführt, sollte man einen erfahrenen NSC oder gar einen Veteranen verwenden wollen. Den Anspruch des „Durchschnittsmenschen“ bemerkt man vor allem bei den Kampfwerten, diese sind nämlich selbst bei Kämpfern in der unerfahrenen Variante geradezu lächerlich niedrig. Soll also einer der NSC als direkter Antagonist der Helden auftreten, sollte man am besten die erfahreneren Versionen verwenden. Die Werte sind allerdings weit davon entfernt übersichtlich dargestellt zu sein, so sind die meisten Talente zum Beispiel nur fortlaufend in einem Block aufgeführt, was wiederum dazu führt, dass man oftmals erst nach dem passenden Wert suchen muss. Ein weiteres Manko sind die Kampfwerte der gesteigerten Versionen. Hier hat man einfach die höheren Talentwerte angegeben, anstatt die fertigen Kampfwerte, was natürlich zu zusätzlichen Rechenarbeiten führt.

Die kurze Namensliste zu jedem Charakter hätte man sich eigentlich sparen können, vor allem, da sich im Anhang eine umfangreiche Namensliste befindet.

Das Konfliktverhalten gibt an, wie sich der Archetyp bei einer direkten Bedrohung verhält. Hier wurde den Charakterzügen Rechnung getragen und sämtliche Figuren verhalten sich so, wie man es sich vorstellen würde.

Nachfolgend sind Informationen zur Darstellung des Charakters angegeben. So findet man hier Angaben, wo sich solch eine Person normalerweise finden lässt und wie sie ihren Lebensunterhalt verdient. Ebenfalls sind einige Varianten angegeben, als was man die Figur auch noch nutzen könnte.

Jeder Beschreibung sind auch zwei farblich hervorgehobene Kästen zugeordnet. Einer davon enthält die Dienste, die der NSC anbietet und die Preise, die er dafür verlangt. Das ist sehr praktisch und erspart dem Meister einiges an Improvisation. Der zweite Kasten enthält zum Charakter passende Hintergrundinformationen. Einige davon sind nützlich wie zum Beispiel die Umrechnungstabelle der verschiedenen Währungen beim Geldwechsler. Die meisten enthalten aber weitestgehend belanglose Informationen, wie zum Beispiel die Beschreibung, was eine Avesgeweihte so alles in ihrem Rucksack hat.

Abschließend sind zu jeder Meisterfigur zwei Abenteuervorschläge angegeben. Diese sind größtenteils abwechslungsreich und interessant, für meinen Geschmack gehen sie aber manchmal zu wenig auf die zugehörige Person ein.

Im Anhang finden sich Listen mit Namen der entsprechenden Kulturen, zudem eine Liste mit Seelentieren, um die Meisterfiguren intuitiv zu beschreiben. Auch enthalten sind Tabellen, mit denen man sich eigene Archetypen erwürfeln kann. Ein nettes Extra, wäre aber nicht zwingend notwendig gewesen.

Preis-/Leistungsverhältnis

Das Buch ist entweder nur als Buch für 35 EUR oder inklusive PDF für 42 EUR erhältlich. Bei einer Stärke von knapp über 200 Seiten ist dieser Preis schon etwas happig, bedenkt man aber die vollfarbige Aufmachung und die Preise vergleichbarer Bücher in anderen Systemen, liegt der Preis nur knapp über diesem Durchschnitt. Nicht zuletzt ist dieses Buch aber ein Luxusartikel, denn man braucht es nicht zwingend zum Spielen. Sich an den tollen Bildern und Geschichten zu erfreuen, ist aber trotzdem schön.

Erscheinungsbild

Viele bunte Bilder! Das war mein erster Eindruck, der sich dann auch auf sehr angenehme Weise bestätigt hat. Die Illustrationen sind von durchweg hoher Qualität und auch wenn sie sich stilistisch etwas unterscheiden – was bei verschiedenen Künstlern auch unvermeidbar ist – fügen sie sich doch alle gut ein und sehen einfach aventurisch aus. Die Charaktere wurden gut eingefangen und sehen genau so aus, wie man sie sich beim lesen der Geschichte vorstellt. So zum Beispiel der Sklavenhändler, im Text reichlich unsympathisch und auch auf dem Bild ein widerlicher, schmerbäuchiger Sa... Mann, so wie man ihn sich auf einem Sklavenmarkt vorstellt. Eine einzige Ausnahme gibt es leider: Der Derwisch sieht nicht wie ein stolzer Rufer der Macht Rastullahs aus, sondern eher wie ein Basaräffchen. Und hier noch eine Frage an alle, die schon mal einen Blick in das Buch geworfen haben: Sieht der Wüstenkrieger für euch auch wie Nicolas Cage aus, oder bilde ich mir das nur ein?

Die Verzierung und Farbgebung der Seiten sind angenehm dezent und nicht zu grell, sodass sie beim Lesen und Betrachten der Illustrationen nicht stört. Die Schrift ist angenehm groß und die Informationen sind – mit Ausnahme der Wertekästen – übersichtlich dargestellt.

Rechtschreibfehler sind mir beim lesen keine aufgefallen, wohl aber ein paar wenige Satzfehler, die den Lesefluss dann etwas stören.

Zur Qualität des Buches kann ich leider keine Angaben machen, da mir nur das PDF vorliegt.

Fazit

Granden,Gaukler und Gelehrte ist kein Quellenband und will auch keiner sein. Eher ist es ein bunter Baukasten für Abenteuer und Geschichten, ausgeschmückt mit stimmigen Kurzgeschichten und wunderschönen Illustrationen. Den Anspruch, sofort spielfertige Meisterpersonen bereitzustellen, kann es aber leider nicht halten, allein schon wegen der unübersichtlichen Präsentation der Spielwerte. Zu guter Letzt ist es eben doch ein Luxusprodukt: Man braucht es eigentlich nicht, trotzdem macht es Freude.



Wertung:
[4 von 5 Sternen!]
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