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Rahjanische Geschichten
Verlag: Ulisses Spiele
von Daniela H. [Verifizierter Käufer]
Hinzugefügt am: 02/21/2021 10:18:05

Spoilerfreier Teil für alle

Ganz allgemein finde ich die Geschichten sehr kurzweilig und interessant, allerdings auch ein wenig holprig und an manchen Stellen ein wenig verwirrend geschrieben. Die gewählte Sprache kann man noch ein wenig schleifen, ist aber sehr ansprechend und an keiner Stelle vulgär oder gar eklig. Der Autor ist bemüht, auch andere Aspekte einzubringen, was mal mehr, mal weniger gut klappt, aber alles in allem den Eindruck vermittelt, das er mehr als reines PWP liefern will. Das hat seinen ganz eigenen Charme und verdient ein großes Lob.

Was ich problematisch finde, ist der Disclaimer und die damit verbundenen Erwartungen, die meines Erachtens nicht gehalten werden. Ich finde, die Einvernehmlichkeit sollte schon aus der Handlung hervor gehen und nicht mit einem Hinweis nachträglich abgesichtert werden. Denn wenn es wirklich den Disclaimer bräuchte, stimmt was mit der Darstellung nicht, die nicht allein dadurch geheilt werden kann, dass mir ein Satz sagt: "Passt schon!" Weil dann passt es vermutlich eben nicht. Mehr kann ich an dieser Stelle nicht dazu sagen, ohne die Handlung zu spoilern. Allerdings habe ich mich entsprechend der Aufforderung schon vorher direkt an den Autor gewandt, der sehr freundlich reagiert hat und wir haben über die in meinen Augen problematischen Punkte gesprochen. Ein großes Lob an dieser Stelle, denn nicht jeder geht so gelassen mit Kritik um.

Mein Fazit ist, dass es ein solides Erstlingswerk ist, dass zwar noch Luft nach oben hat, aber Potenzial erkennen lässt. Verdiente 4 Sterne, trotz der in meinen Augen problematischen Stellen.

Vorsicht, hier kommen nur noch Spoiler zu den Geschichten

Bei der ersten Geschichte begleiten wir eine Schmiedegesellin auf der sog. Walz. Unterwegs steigt ein horasisches Händlerpaar in die Kusche, welche freundlicherweise ein Mahl mit ihr teilen. Der Bauch ist voll und die Sonne scheint warm zum Fenster rein, sodass die Protagonistin zeimlich bald einschläft. Nun kommt schon der problematische Teil, den auch die anderen Rezensenten bereits angesprochen hatten. Die zugestiegene Horaserin schiebt dem schlafendem Mädchen ihre Hände unter die Kleidung und berührt sie auf intime Weise, wodurch die Protagonistin geweckt wird. Ihr gefallen die Berührungen so sehr, dass sie gar sprachlos ist und die Horaserin einfach weiter gewähren lässt. Das ist laut Definition ein erstklassiger sexueller Übergriff, der meines Erachtens nicht allein dadurch geheilt wird, dass es der Protagonistin ja gefällt und irgendwo im Disclaimer steht, das alle Handlungen im Einvernehmen stattfinden. Denn die Protagonistin hatte gar nicht die Chance, dem ganzen vorher zuzustimmen, vielmehr beschließt sie nachträglich, dass es nicht gar nicht so schlimm war. An dieser Stelle möchte ich jeden bitten, der das vollkommen okay findet: Wie würde es euch gehen, wenn ihr beispielsweise im Zug sitzt, ein wenig vor euch hindöst und plötzlich spürt ihr, wie jemand Fremdes einfach seine Hände unter eure Kleidung schiebt. Ich bezweifle, dass mein erster Gedanke wäre, wie gut sich das doch anfühlen würde und ich lehne mich so weit aus dem Fenster, dass ich behaupte, dass es den meisten anderen auch so gehen würde. Hier wäre es besser gewesen, die Protagonistin erst sanft zu wecken, dass sie wirklich die Chance bekommt, vorher zuzustimmen oder abzulehnen. Der weitere Verlauf ist sehr harmonisch, doch wurde ich erst nicht ganz schlau aus der Beziehung zwischen den Eheleuten. Erst wirkte es auf mich so, als wären es einfach gute Freunde, die eine Zweckehe geschlossen haben und kein sexuelles Interessen aneinander haben und auch keine romantischen Gefühle füreinander fühlen. Dann aber sind die beiden doch sexuell aktiv miteinander und behandeln einander sehr liebevoll, was für mich dann doch für eine tiefe Liebe spricht. Sie führen halt eine offene Ehe, deswegen sind sie in meinen Augen aber nicht nur Freunde. Ich denke, da hat der Autor etwas beschreiben wollen, sich aber etwas schief ausgedrückt, nämlich dass die Eheleute eine Ehe auf Augenhöhe führen, die zwar nicht aus Liebe entstanden ist, aber in die sich doch Liebe geschlichen hat, die nicht dadurch beengt wird, dass sie nur miteinander schlafen.

Die zweite Geschichte ist vielleicht rein von der Handlung nicht besonders originell, gefiel mir aber besonders gut. Man muss das Rad nicht immer wieder neu erfinden, um charmante Geschichten erzählen und die Geschichte von dem hageren Jüngling, der auch mal in den Genuss fleischlicher Liebe kommen will, aber zu schüchtern ist, um sich dem anderen Geschlecht zu nähern, ist einfach zu niedlich, um sie nicht zu mögen. Erlösung findet er natürlich bei einer älteren, erfahrenen Frau, die ihn gnädig unter ihre Fittiche nimmt. Auf einem alten Rad lernt man's fahren, wie man so schön sagt. Ich hatte so ein bisschen meine Schwierigkeit dabei, der Handlung korrekt zu folgen, weil sie oft zwischen der Not des Burschen und seiner möglichen Erlösung immer wieder hin- und herspringt, doch musste ich auch ein bisschen schmunzeln. Ein bisschen irritiert war ich davon, dass sich die Ältere gar so plötzlich und unvermittelt hingibt, aber besonders störend war es auch nicht.

Die dritte Geschichte ist in meinen Augen die schlechteste Geschichte, weil sie in so vielen Punkten einfach nur willkürlich und zusammengeworfen wirkt. Besonders aber das Ende hat mich ziemlich abgeschreckt. Dort wird ein "sinnliches" Theaterstück aufgeführt, bei dem eine gefangene Rondrageweihte von zwei Kultisten vergewaltigt wird. Natürlich geschieht das im Einvernehmen der Schauspieler, alles ist nur Fake, trotzdem finde ich es problematisch, dass eine Schauspielerin die Rolle einer Frau einnimmt, die sich eben nicht freiwillig hingibt, keine Möglichkeit hat, zu entkommen, aber trotzdem Lust dabei empfindet, als wäre irgendwie normal oder natürlich. Vielleicht bin ich zu empfindlich, weil ich selbst eine Frau bin und vielleicht bin ich die falsche Zielgruppe für die Geschichte. Vielleicht würde es mich nicht so stören, wenn es sich bei dem Opfer um einen Rondrageweihten, um einen Mann, handeln würde. So ehrlich bin ich. Trotzdem finde ich, dass man das Thema BDSM - darum ging es bei der kleinen Einlage - wesentlich besser hätte anschneiden, sensibler damit umgehen und besser verpacken können. Ich hatte beim Lesen einen wirklich bitteren Geschmack auf der Zunge, zumal man hier - anders als bei der ersten Geschichte, was den sexuellen Übergriff nach der Ansicht anderer Leser "entschärfen" würde - die Szene wirklich nur von außen präsentiert bekommt, aus Sicht eines Zuschauers, nicht als den eines Schauspielers. Allerdings muss ich gestehen, dass ich noch mal in mich gegangen bin und zugeben muss, dass in der Welt des Rollenspiels viele unrechte Taten gar als Heldentat verkauft werden, so beispielsweise die Abenteuergruppe, die eine Räuberbande in einem Akt der Selbstjustiz erschlägt und dafür belohnt und gefeiert wird und das nicht nur als insziniertes Theaterstück. Gut möglich, dass ich da einfach zu kritisch bin.



Wertung:
[4 von 5 Sternen!]
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