Mit Warmachine Rache nehmen wir die neuste Erweiterung des bekannten Tabletops unter die Lupe. Rachedurst oder Spielfreude? Was bieten der Hintergrund und was die Regeln? Und vor allem: Können neue Kavallerie-Einheiten und Warcaster-Novizen den Preis rechtfertigen?
Rezension: Warmachine Rache – Kavallerie und Warcaster-Novizen
Warmachine Rache ist die deutsche Ausgabe (Ulisses Spiele) von Warmachine Vengeance des amerikanischen Herstellers Privateer Press. Die Erweiterung schließt vom Hintergrund unmittelbar an die Geschehnisse aus Warmachine Kolosse an und berichtet, wie es nach der großen Niederlage im Dornenwald gegen die Cryx weitergeht.
Auf den Spielverlauf oder Regelmechaniken wird im gesamten Buch nicht näher eingegangen. Das Buch besteht überwiegend aus der Weiterentwicklung der Welt von Warmachine. Die Zeit schreitet voran und die Kriege gehen weiter.
Neue Entwicklungen in der Hintergrund Geschichte
Noch vor kurzem waren die Fraktionen von Cygnar und Khador erbitterte Feinde und ihre verzweifelte Allianz gegen die gewaltige Macht der Cryx ist instabil. Die alten Feindschaften sitzen tief und es fällt zunehmend schwer, Vertrauen zu schaffen.
Beide Fraktionen lecken die Wunden des Krieges und versuchen zu alter Stärke zurückzufinden. Unterdessen befindet sich das Protektorat von Menoth auf dem nördlichen Kreuzzug. Während sich der Hierarch mit den Großprinzen von Khador verbündet um gemeinsam die Cryx zu bekämpfen, macht sich die Vorbotin des Gottes Menoth auf, nach Khador zu marschieren. Dort beginnt eine Schlacht um eine Stadt. Nach dem Sieg zeigt die Vorbotin Gnade und die Macht ihres Gottes. Die Einwohner bekennen sich zu Menoth.
Unterdessen sammeln sich die Cryx und verfolgen weitere Ziele, um ihre Macht zu festigen. Unter dem untoten Anführer Goreshade fällt eine kleine Einheit Cryx nach Ios ein, um dort weitere Verbündete zu bekommen und gegen das Reich Ios und dessen Götter zu arbeiten. Die Anführer des Reichs bekommen davon allerdings nicht viel mit, da sie sich auch noch gegen eine andere Bedrohung richten müssen. Ihre Grenzen werden den Skorne (Hordes) bedroht und ein Teil von deren Armee kann nur mit Mühe zurückgeschlagen werden. Und dann müssen die Bewohner von Ios erkennen, dass der Skorne-Angriff nur ein Ablenkungsmanöver war.
Weiterhin haben die Cryx ein bösartiges Wesen in ihre Gewalt gebracht und versuchen, dieses zu ihrem Anführer zu bringen. Das Bündnis aus Cygnar und Khador wird auf diese Eskorte aufmerksam und zieht mit einer geschwächten Armee aus. Die Eskorte stellt sich aber als eine Streitmacht heraus. Nach einer verheerenden Schlacht werden die Cryx dennoch besiegt und die Armee von Cygnar bring den Käfig mit der Wesenheit unter ihre Kontrolle. Doch was wird daraus werden?
Wir werden es später erfahren, denn an dieser Stelle ist die Geschichte noch nicht geschrieben.
Zu den Regeln
Um auf den 139 Seiten Regeln zu finden, muss man schon genau hinsehen. Es gibt keinerlei Regelerweiterungen, -korrekturen oder Klarstellungen. Was man als Regeln ansehen kann, sind die Werte für die neuen Charaktere und Einheiten. Insgesamt 31 Datenblätter sind regeltechnisch mit Sonderregelerklärung auf etwa einer halben Seite je Modell angegeben, wiederum ergänzt mit Hintergrundtext und Artwork.
Jede der behandelten Fraktionen (Cygnar, Protektorat von Menoth, Khador, Cryx, Vergeltung von Scyrah und die Söldner) erhält einen neuen Warcaster oder eine Neuauflage eines bereits vorhandenen. Für diese Warcaster gibt es zusätzlich eine aufgestellte Themenarmee mit insgesamt noch einmal drei Seiten Regeln.
Die Erweiterung bringt neben den Warcastern vor allem neue Kavallerie-Einheiten und Modelle. Dadurch wird das Spielfeld kleiner. Durch die größere Bewegungsreichweite können die Einheiten auf größere Distanz angreifen und es wird taktisch schwieriger, seine Verteidigung aufzubauen, da die Entfernung weniger Schutz bietet. Natürlich gibt es auch neue Warjacks.
Ganz neu sind die Warcaster-Novizen, angehende Anführer, die schon einige der Fähigkeiten eines Anführers erlangt haben, aber noch nicht vollständig. Ein weiteres taktisches Element greift zukünftig in die Schlachten ein.
Miniaturengalerie und Bemalanleitung
Auf sechs Seiten werden neue Figuren gezeigt – zum einen als Bild des einzelnen Modells, um zu sehen, wie das Artwork als Figur umgesetzt wurde, zum anderen mit Szene-Bildern von Schlachten. So gelingt es auch ein wenig, das Flair der Armeen zu transportieren. Aber leider unterscheidet sich hier die Qualität des PDF-Dokuments von der Druckversion. Einige der Modelle in der Galerie erscheinen sehr verpixelt, was in der PDF-Version nicht der Fall ist.
So ist es auch bei der Bemalanleitung. Einige der Bilder sind von schlechterer Qualität, gerade wo es hier um das Gestalten der Modelle geht, hätte ich etwas mehr erwartet.
Die Bemalanleitung gibt auf einem fortgeschrittenen Niveau an, wie man zwei der neuen Modelle bemalen kann. Gelungen ist ohne Frage, dass vorab alle Farben aufgezeigt werden, die man benötigt. Die Problematik besteht, dass „Anfänger“ mit vielen der verwendeten Fachwörter nichts anfangen können, und die Beschreibung auch nicht ganz genau ist. Mit etwas Erfahrung und Übung kann man die Anleitung aber recht gut umsetzen, aber dennoch klares fortgeschrittenen Niveau.
Schön ist die allgemein gehaltenere Erklärung für das Bemalen von Pferden in der Nass-in-Nass-Technik. Auch für Anfänger ein echter Gewinn, um ein Mittel an der Hand zu haben, um die stolzen Reittiere ansprechend anzumalen.
Erscheinungsbild
Das Regelwerk ist auf deutsch entweder als Hardcover oder als PDF-Dokument erhältlich.
Durchgängig ist die Erweiterung strukturiert und ansprechend aufgebaut. Die gewählte Schrift und gut gesetzte Überschriften machen das Lesen angenehm. Gerade im Fraktionsteil überzeugt das Artwork: groß, bunt und beeindruckend.
Nach dem Cover, Impressum und einleitenden Worten beginnt die Erweiterung auf Seite 4 mit dem ersten Teil der Hintergrundgeschichte „Belastungsgrenze“ (15 Seiten), es folgen drei Seiten für die Themenarmeen der neuen Warcaster. Danach geht es über in den Fraktionsteil mit den sechs bereits erwähnten Fraktionen. Auf 90 Seiten gibt es weitere Hintergrundinformationen und die neuen Einheiten und Modelle werden vorgestellt. Nach sechs Seiten Bildergalerie und acht Seiten Bemalanleitung, kommt der zweite Teil der Hintergrundgeschichte „Belastungsgrenze“ mit 14 Seiten.
Preis-/Leistungsverhältnis
Eine Weiterentwicklung der Hintergrundgeschichte und einige neue Modelle/Einheiten für 39,99 EUR im Hardcover bzw. 19,99 EUR im PDF. Der Preis ist hart an der Grenze, Qualität und Aufmachung rechtfertigen ihn aber.
Wer Wert auf die Geschichte legt und die neuen Einheiten (eigene und gegnerische) kennenlernen möchte, wird auf seine Kosten kommen.
Fazit
Warmachine Rache gibt mit viel neuem Hintergrundmaterial die Weiterentwicklung der Welt vor. Spannende Geschichten und eine epische Handlung führen zu den nächsten Schlachten.
Der ergänzende kleine Regelteil mit neuen Charakteren, besonders mit seiner neuen Dynamik mit den Kavalleriemodellen (hervorzuheben dabei sind die Warcaster) macht das Spiel wesentlich schneller und stellt neue taktische Herausforderungen an die Spieler. Ebenso bieten die neuen Warcaster-Novizen arkane Unterstützung in nie gekannter Form.
Dieses Werk steht unter dem Motto „Die Rache ist unser“ und die kommenden Schlachten werden zeigen, wer seine Rache bekommt und wer nur Opfer ist.
Wertung: | | [4 von 5 Sternen!] |
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